Hafer ist gesund und wird immer beliebter


14. Mai 2021
Hafer

Haferflocken haben sich als Müsli-Zutat schon lange in vielen Haushalten einen Platz am Frühstückstisch erobert. Die Liebe zum Hafer geht inzwischen aber nicht selten weit darüber hinaus: Haferdrink statt Milch, Hafer-Cuisine statt Sahne, Haferporridge, Haferkekse, Haferbrot, Haferkleie, Hafermehl, Hafer-Crunchy … Hafer ist zum trendigen Superfood geworden und ersetzt nicht nur bei Allergikern zunehmend den Weizen als Hauptzutat in getreidebasierten Lebensmitteln. Die alte Getreidesorte erlebt gerade eine glänzende Renaissance. Und das nicht von ungefähr. Hafer punktet mit allerhand Nährstoffen und stellt als robuste Pflanze beim Anbau keine großen Ansprüche an den Boden.

2020 wurden bundesweit 714.000 Tonnen Hafer geerntet

Letzteres wussten schon Kelten und Germanen zu schätzen, wie Ausgrabungen aus Schweizer Pfahlbauten der Bronzezeit gezeigt haben. „In Mittel- und Osteuropa war Hafer bis zur Einführung der Kartoffel eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel und kam als Haferbrei nahezu täglich auf den Tisch“, informiert der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft auf Alleskoerner.de. Der dort veröffentlichten Statistik zufolge wächst der Anteil vom Hafer am Getreideanbau nach einem starken Rückgang der Produktion in jüngster Zeit wieder: Wurden bundesweit im Jahr 2019 noch 522.000 Tonnen Hafer geerntet, waren es 2020 bereits 714.000 Tonnen. Die Hauptanbaugebiete in Deutschland liegen in Bayern, aber auch in Rheinland-Pfalz kommt Hafer zu Ehren: Mit 4600 Hektar macht der Haferanbau etwas mehr als ein Fünftel am gesamten Getreideanbau des Landes aus, bundesweit werden drei Prozent des Hafers in Rheinland-Pfalz angebaut.

Weiterer Pluspunkt ist der gesundheitliche Aspekt: Hafer ist für seine Heilwirkung lange bekannt. Die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen empfahl schon im 12. Jahrhundert Haferspeisen für „einen heiteren Geist, reinen und hellen Verstand“ sowie „bei Schwächezuständen und als Diätetikum bei Ernährungsstörungen“.

Hafer ist eiweißreich, fettarm und enthält viele Ballaststoffe

Dass sie mit ihrer Einschätzung nicht ganz daneben lag, belegen Nährstoffanalysen: Reichlich enthalten sind die Vitamine B1, B2, B6, K und E, dazu Kalzium, Kalium, viel Eisen, Phosphor, Magnesium, Mangan, Kupfer, Zink und Selen. Dabei ist Hafer eiweißreich, fettarm und enthält viele Ballaststoffe: „Bei allen drei Haferflockensorten – kernigen, zarten und löslichen Flocken – und bei fast allen anderen Hafererzeugnissen wird der ganze Haferkern verarbeitet: Mehlkörper, Randschichten und Keimling“, schreibt der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft auf Wissensforum-backwaren.de. Und weiter: „Vor allem in den Randschichten und im Keimling stecken wichtige Nährstoffe: im Keimling Fettsäuren, Eiweiß und Vitamine, in den Randschichten Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe.“ Das komme Herz-Kreislauf sowie Magen-Darm zu Gute.

Gute Gründe, Hafer auch in anderer Form als nur in Form von Haferflocken im Müsli auf den Tisch zu bringen. (wig) 

 Weitere Buch-Tipps gibt es übrigens hier.

Hafer

Altbekannt: Haferflocken fürs Müsli. (Foto: granjapix/Pixabay)

„Natürlich einfach – Kochen mit Haferreis“

von Michaela Hansl

Ennsthaler, 2021

176 Seiten

30 Euro

Unser Fazit:

Wer kennt es eigentlich noch, das lose Hafer-Getreidekorn, das optisch ein bisschen an Gerstengraupen erinnert? Es wurde zwar schon im Ersten Weltkrieg als Allround-Nahrungsmittel für Suppen, Beilagen, Vor-, Haupt- und Nachspeisen eingesetzt, fristete seither allerdings ein stiefmütterliches Dasein in der Küche. So beliebt der Hafer als einfache, heimische und günstige Alternative zum exotischen Reis einst gewesen ist, so konsequent wurde er lange Zeit gemieden.
Arme-Leute-Essen? Von wegen: Michaela Hansl zeigt, was sich mit dem Haferreis auch heute noch alles zaubern lässt und wie gut er sich für kulinarische Ansprüche jeglicher Couleur eignet – wobei der Schwerpunkt ihres Kochbuchs durchaus auf natürlichen, einfachen, aber hochwertigen Produkten basiert, Wild und Spargel inklusive.
Die Autorin kombiniert in ihren 55 Rezepten geschickt die moderne Küche mit klassischen Haferreisrezepten, die sie in einem alten handgeschriebenen Kochbuch auf einem Flohmarkt entdeckte. Dort entzündete sich die Begeisterung der diplomierten Ernährungscoachin und akademischen Body- und Vitaltrainerin aus Österreich für die vergessene Zutat, die zudem gut in die von ihr im Ernährungstraining vermittelten gesunden Ernährungskonzepte passt. So war ihr Anspruch denn auch hoch gesteckt: Dem Haferreis in der modernen Küche einen neuen Stellenwert einzuräumen als Hauptzutat oder Sättigungsbeilage anspruchsvoller, gesunder, saisonaler und leckerer Gerichte. Die Bilder des Kochbuchs machen jedenfalls Lust drauf! Und neben praxisnahen Tipps für ihre Zubereitung gibt es auch Anregungen, die Rezepte zu erweitern. Auch auf Nachhaltigkeit und Alltagstauglichkeit hat Hansl ein Augenmerk: Viele Gerichte lassen sich fürs Mitnehmen ins Büro prima präparieren.
Hansl ist hauptberuflich Köchin ist und leitet ihr eigenes Eventcatering-Unternehmen, mit dem sie auch Größen des internationalen Show- und Musikbusiness bekocht. (wig)

Rezepte:

Spargel-Gröstl mit Speckchips

Zutaten für vier Personen:
150 g gekochter Haferreis, 250 g grüner Spargel,
5 gekochte Kartoffeln,
1 große rote Zwiebel,
10 Scheiben Speck,
1 Handvoll Cherrytomaten,
2 Knoblauchzehen,
5 Zweige frische Petersilie,
1 Prise getrockneter Majoran,
Salz, Pfeffer, Rapsöl 

Zubereitung:
Spargel waschen, etwa 2 cm vom unteren Spargelende wegschneiden und anschließend in circa drei gleich große Stücke schneiden. Die gekochten, kalten Kartoffeln vierteln, die Zwiebel schälen und in Würfel schneiden. Eine Pfanne erhitzen und den Speck ohne Öl vorsichtig auf beiden Seiten anbraten. Sobald er knusprig ist, auf ein Küchenpapier legen und abkühlen lassen. In die Pfanne nun einen Schuss Rapsöl gießen, den Spargel hineingeben und ca. 5 Minuten rösten. Danach die Zwiebelstücke mitbraten, bis sie glasig sind. Zu guter Letzt kommen die Kartoffeln, die Cherrytomaten und der vorgekochte, kalte Haferreis in die Pfanne. Die Knoblauchzehen hineindrücken, mit geschnittener Petersilie, Majoran, Salz und Pfeffer würzen und alles nochmals etwa drei Minuten braten. Das Gröstl auf einem Teller anrichten und die Speckchips dekorativ daraufsetzen. (red)

  

Steak vom Wildrücken mit Haferreis

Zutaten für vier Personen:
600 g Rücken vom Reh oder Hirsch, 1 kleines Glas Preiselbeeren, 1 Bio-Orange, 100 g Butter, 1 TL Zucker, etwas Gemüsefond, Salz, Pfeffer, 250 g gekochter Haferreis, 1 rote Zwiebel, 50 g Butter, Rapsöl; für den Wildkräutersalat: Rucola, Vogerlsalat, Löwenzahn, Schafgarbe, Klee, Gänseblümchen, Petersilie, Sauerampfer, Olivenöl, Zitronensaft, Salz

Zubereitung:
Für die Preiselbeersoße abgeriebene Schale der Bio-Orange mit 50 g Butter erhitzen. 1 TL Zucker beigeben und unter ständigem Rühren karamellisieren. Orange auspressen, Saft in die Pfanne gießen, Gemüsefond einrühren und ca. 5 Minuten einkochen lassen. Preiselbeeren dazugeben und weitere 5 Minuten leicht köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zwiebel schälen, würfeln und in 50 g Butter anschwitzen, Haferreis dazugeben und 5 Minuten erwärmen. Salzen und pfeffern. In einer weiteren Pfanne Rapsöl erhitzen. Wildrücken salzen, pfeffern und beidseitig gut anbraten (jede Seite ca. 4 Minuten). Fleisch herausnehmen, kurz ruhenlassen. Wildkräuter mit Olivenöl, Zitronensaft und Salz marinieren und auf einem Teller anrichten. Wildrücken in 3 cm dicke Scheiben schneiden und das Fleisch nochmals kurz auf beiden Seiten braten. Es sollte noch rosa sein. Zum Wildkräutersalat anrichten und mit Preiselbeersoße beträufeln. (red)