Ganz ohne Hummer: hummrige Tagliatelle. (Foto: Matthias Hoffmann)
Maritime Gerichte ganz ohne Fisch und Meeresfrüchte? Sea Food – garantiert grätenfrei und hundert Prozent pflanzlich? Wie das funktioniert, zeigt Youtuber Alexander Flohr („Hier kocht Alex“) in seinem Kochbuch „Vegan Ocean“. Der in Rostock geborene Wahl-Berliner stieg 2011 der Gesundheit wegen auf eine vegane Ernährungsweise um. Weil er sich mit Salat nicht zufriedengeben konnte, kreierte er bald neue vegane Gerichte und „veganisierte“ als „Küstenkind“ auch maritime Lieblingsspeisen.
Alexander Flohr ruft mit Rezepten zum Artenschutz in den Meeren auf
„Pack die Fischernetze weg und zieh die Kochjacke an“, appelliert er – passend zum Aktionsmonat „Veganuary“ – an seine Follower und Kochbuch-Fans. „Hier kommen einfache und leckere Rezepte zum Artenschutz mit einer steifen Brise Meeresfrische.“ Sein veganer Ozean lässt tatsächlich kaum Wünsche offen: Ob Heringssalat oder Sahnehering, ob maritimer „Vöner“ oder frittierte Calamari – meist macht einfach nur die richtige Würze das Gericht aus. Noriflocken, Wakame- und Kombu-Algen oder Bratfischgewürz sowie Dipps und Soßen geben den Rezepten das typische Meeresaroma, die Basis bilden beispielsweise Tofu, Jackfruit, Nüsse wie Cashews und Pilze. Oder andere passende Gemüse: Die Wassermelone wird zum „Sweet Tuna Steak“, Rettich zum „Backfisch im Bierteig“. Auch Anleitungen für Bratfischgewürz, „Ohne-Fisch-Soße“ und „Ohne-Fisch-Fond“ liefert er gleich mit.
Mit Algen und der richtigen Würze zum Meeresaroma
Eine besondere Zutat, die der gelernte Straßenbaumeister und erfolgreiche Hobbykoch schätzt, ist übrigens die Dulse. Die Rotalgenart aus dem Pazifik, die es in unterschiedlicher Verarbeitung im Handel gibt, liefert neben Meeresaroma auch den deftigen Geschmack von Speck und verleiht zum Beispiel den „hummrigen Tagliatelle“ den passenden Dreh.
Für vegane Fischfans ist Flohrs „Vegan Ocean“ eine Bereicherung im Speiseplan, aber auch Nicht-Veganer können auf den Geschmack kommen – schon dem Schutz der Meere wegen. Klar, eine Umstellung alter Kochgewohnheiten bedeuten auch diese Rezepte, aber den Versuch lohnt es allemal! (wig)
Weitere Buchtipps finden Sie hier.
Rezepttipps von Alexander Flohr:
Hummrige Tagliatelle
Zutaten für vier Portionen:
500 g Tagliatelle, Salz, 350 g Butternut-Kürbis, 1 große Zwiebel, 2 Frühlingszwiebeln, 2 EL vegane Margarine, 1 TL Senf, 2 EL Ketchup, 150 ml Weißwein, 40 ml Weinbrand, ½ TL Cayennepfeffer, 1 TL Bratfischgewürz, 1 TL Gemüsebrühepulver, 1 TL Paprikapulver, 2 gehäufte EL Dulseflocken plus 1 TL Dulseflocken für die Garnitur, 220 g Palmherzen aus der Dose, 2 EL vegane Knoblauchbutter, 1 Zitrone, Pfeffer, 100 ml Hafercuisine
Zubereitung:
Die Pasta nach Packungsangabe in Salzwasser kochen. Den Butternut entkernen und mit der Zwiebel grob würfeln. Die Frühlingszwiebeln in 1 cm breite Stücke schneiden. Die drei Zutaten in der Margarine bei mittlerer Hitze 5 Minuten anbraten. Senf und Ketchup unterheben und alles bei starker Hitze etwa 1 Minute scharf anbraten. Mit Weißwein ablöschen und etwa 2 Minuten etwas einreduzieren lassen. 500 ml Wasser, Weinbrand, 1 TL Salz, Cayennepfeffer, Bratfischgewürz, Gemüsebrühepulver, Paprikapulver und Dulseflocken unterheben und die Mischung mit geschlossenem Deckel auf kleiner Flamme 15 Minuten köcheln lassen. In der Zwischenzeit die Palmherzen mit dem Messer grob hacken und in der veganen Knoblauchbutter 5 Minuten bei mittlerer Hitze weich braten. Mit dem Saft von 1/4 Zitrone ablöschen und mit je einer Prise Salz und Pfeffer würzen. Die Soße nun mit dem Stabmixer oder Ähnlichem zu einer glatten, sehr feinen Soße pürieren. Hafercuisine und Saft von 1/2 Zitrone dazugeben und noch mal kurz aufkochen lassen. Die Pasta unter die Soße heben, auf Tellern anrichten und mit den Palmherzen und Dulseflocken toppen.
Tipps des Autors:
Weil es schwierig ist, den Geschmack in weniger Soße hineinzubekommen, besser die Portion für vier Personen kochen und – wenn es nur für 2 Personen sein soll – die Hälfte einfrieren. Wer keine vegane Knoblauchbutter auf Vorrat hat, kann diese durch vegane Margarine ersetzen und beim Braten nach 3 Minuten eine gehackte Knoblauchzehe dazugeben.
Mit Tofu als Basis: Fischsuppe von Alexander Flohr. (Foto: Matthias Hoffmann)
Fischsuppe
Zutaten für vier Portionen:
1 rote Zwiebel (50 g), 4 EL Olivenöl, 1 kleine Stange Porree, 1 Möhre (80 g), 2 Frühlingszwiebeln, ½ Bund grüner Spargel (200 g), ½ rote Paprikaschote, 1 EL rote Currypaste, 500 ml Ohne-Fisch-Fond (alternativ eine leichte Gemüsebrühe), 1 Dose Kokosmilch (400 g), 2 EL Ohne-Fisch-Soße (alternativ Sojasoße), 200 g Tofu natur, 200 g Austernpilze, 1 TL Bratfischgewürz, ½ Bund Dill, Saft von ½ Limette, Salz, Pfeffer
Zubereitung:
Ingwer schälen und Zwiebel abziehen, beides in feine Streifen schneiden und in 3 EL Olivenöl bei mittlerer Hitze etwa 3 Minuten in einem großen Topf anschwitzen. In der Zwischenzeit den Porree der Länge nach halbieren, gründlich waschen und anschließend
in 1 cm breite Halbmonde schneiden. Die Möhre in dünne Scheiben schneiden. Die Frühlingszwiebeln und den geputzten Spargel in etwa 3 cm breite Stücke, die Paprika in feine Streifen schneiden und alles mit in den Topf geben. Etwa 2 Minuten scharf anbraten.
Die Currypaste dazugeben und 1 weitere Minute mit anrösten. Fischfond, Kokosmilch und Fischsoße dazugeben, aufkochen lassen und mit geschlossenem Deckel etwa 6 Minuten köcheln lassen. Den Tofu, so gut es geht, mit einem Küchentuch oder Ähnlichem
ausdrücken, in etwa 1 cm große Würfel schneiden und anschließend in 1 EL Olivenöl knusprig anbraten. Die Austernpilze mit einer Gabel etwas zerpflücken und mit dem Bratfischgewürz zum knusprigen Tofu in die Pfanne geben. Etwa weitere 3 Minuten braten lassen. Die Dillfähnchen abzupfen (etwas zur Garnitur beiseitelegen), grob hacken und mit Limettensaft, Tofu und Austernpilzen an die Suppe geben. 1 Minute bei ausgeschalteter Herdplatte ziehen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und heiß servieren.