Eußerthaler Klosterstüb’l wechselt Betreiber


27. Januar 2023
Gut-bürgerliche Küche mit regionalen Zutaten: das Klosterstüb'l in Eußerthal. (Foto: Eva-Maria Sambaß)

Das idyllisch gelegene Klosterstüb’l in Eußerthal ist bekannt für seine feine Auswahl an Gerichten aus größtenteils regionalen Zutaten ausgesuchter Hersteller und für eine große Portion Gastfreundschaft des Betreiberehepaars Eva-Maria und Wolfgang Sambaß. Die Gäste durften beispielsweise Hochgenüsse wie Rinderleber, Boeuf bourguignon, Schweinelende, Tomahawk-Steak vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, Viktoriaseebarsch und Trüffel-Ravioli schlemmen – im Sommer vor angenehmer Gartenkulisse samt plätscherndem Bach auf der Terrasse. Im Espresso 2023 haben sie daher auch zurecht 12 Punkte abgeräumt. Wenige Tage vor Weihnachten 2022 haben die beiden Enthusiasten die Türen des Landgasthofs geschlossen. Doch das ist kein Grund zur Traurigkeit, denn es stehen schon würdige Nachfolger bereit: Winzerin Pia Fruck und ihr Mann Roger Fruck, der die Gäste bewirten wird. Wie Familie Sambaß ihr Wirken zusammenfasst und ab wann der Herd wieder entfacht wird, haben wir im Interview mit Eva-Maria Sambaß und Pia Fruck erfragt.

Frau Sambaß, wie lange waren Sie und Ihr Mann in der Gastro tätig?
Eva-Maria Sambaß: Wolfgang ist im Restaurant geboren und hat sein ganzes Leben im Klosterstüb´l gearbeitet, erst mit seinen Großeltern, dann mit seinen Eltern, mit seiner ersten Frau und seit 13 Jahren haben wir es gemeinsam betrieben. Ich bin Quereinsteiger und habe das einfach mit ihm begonnen und lieben gelernt.

Welches Credo haben Sie beide verfolgt?
Nach kurzer Suche unseres eigenen Wege lautet unser Credo ganz klar: Schmecken soll’s – nicht mehr, aber auf keinen Fall weniger.

Was war das Besondere an Ihrem Landgasthof?
Wir haben uns eine Menge Respekt und viele Stammkunden erarbeitet, die unsere Individualität schätzten. Bei uns galt, entweder lieben unsere Kunden uns oder können nicht mit unserer Art. Wir haben jede Woche unsere Karte gewechselt, denn unser Garten bietet immer wieder neue Perspektiven. Daher haben wir klassische Gerichte mit überraschendem Extra kreiert. Ich selbst habe gekocht, obwohl ich das nicht gelernt habe, und die Anerkennung vieler Gäste, die sehr oft aus größeren Entfernungen kamen, gab uns recht. Ursprünglich hatte ich Mathematik und Informatik studiert, was für die Küchenplanung sehr hilfreich war. Das Besondere war wohl, dass es bei uns auch bei größeren Gruppen sehr viele Möglichkeiten für das individuelle Gestalten des Essens gab. Dass alle à la carte bestellen konnten oder auch mal umbestellt haben, war kein Problem. Ich mag selbst die Abwechslung: Die Vorstellung, über Jahre das Gleiche zu kochen, wäre sehr schlimm für mich gewesen.

Wofür sind Sie dankbar?
Für viele liebevolle, wohlwollende, Gäste, für wundervolle Gespräche, auch tiefgründigere, oft bis tief in die Nacht, für das Vertrauen, dass wir geschenkt bekamen, für das Gefühl, nie gearbeitet zu haben, sondern einfach seiner Lust gelebt zu haben, egal wie viele Essen es waren und wie lang die Tage waren. Sehr dankbar waren wir zudem dafür, dass nachdem Wolfgangs viele Krankheiten unseren Weg begleiteten, es trotzdem immer möglich war, unseren Traum weiterzuleben. Dankbar war ich auch, meine Kreativität einfach problemlos ausleben zu können, egal ob in der Küche oder im Garten, immer kamen neue Ideen hinzu, die unser Leben ungemein bereicherten: Zum Schluss hatten wir 13 Hochbeete, und viele unserer Gemüse, Salate und Früchte kamen ungespritzt aus dem eigenen Garten.

Wohin geht die Reise nun?
Wir haben uns ein Haus im Ausland gekauft, mit sehr viel Grundstück dazu, und freuen uns auf eine neue Episode unseres Lebens. Was uns am schwierigsten fällt, ist wohl, die Portionsgröße des Essens an die jetzige Menge an Essern anzupassen (lacht).

Warum fiel die Wahl auf die neuen Gastronomen Pia und Roger Fruck?
Wir hatten mehrere Interessenten für unser Anwesen und haben uns Roger und Pia ausgesucht, die uns einfach das Gefühl vermittelt haben, dass das, was wir aufgebaut haben, an die nächste Generation weitergegeben wird. Spannenderweise sind die zwei genau so alt wie unsere eigenen Kinder. Und nicht zuletzt hat die Sympathie entschieden.

Frau Fruck, woher stammen Sie und Ihr Mann und welche Erfahrung bringen Sie mit?
Pia Fruck: Wir kommen beide aus der Nähe von Karlsruhe. Roger ist seit über 15 Jahren Koch und hat viele Jahre lang Erfahrungen im À-la-carte-Geschäft, auf großen Events und Veranstaltungen sowie in der Großküche beziehungsweise Gemeinschaftsverpflegung, wo er momentan auch tätig ist. Ich bin Winzerin und habe auch schon Erfahrung in der Gastronomie als Servicekraft im Restaurant sowie auf größeren Veranstaltungen sammeln können.

Wann werden Sie eröffnen?
Die Eröffnung ist für April geplant, kann sich jedoch aufgrund von verschiedenen Auflagen der Behörden, die wir zu erfüllen haben, auch noch in den Mai verschieben. Wir sind momentan dabei, dass alles zu klären und dann hoffentlich bald den endgültigen Tag der Eröffnung festlegen zu können.

Welches Konzept erwartet die Gäste des „neuen“ Klosterstüb’ls?
Unser Konzept orientiert sich an dem, was die Gäste bisher vom Klosterstüb´l kennen, das heißt, wir behalten die Öffnungszeiten am Freitag, Samstagabend und Sonntag bei. Die Gäste können sich auf eine gut-bürgerliche Küche mit dem Gewissen etwas freuen, ob für das romantische Essen zu zweit oder für einen gemütlichen Abend mit der Familie und Freunden. Wir legen auch großen Wert auf gute regionale und saisonale Produkte, aus denen wir die Gerichte selbst und frisch zubereiten, dabei verzichten wir auf künstliche Konservierungsstoffe und Convenience Food. Unsere Weine von guter Qualität und hervorragendem Geschmack beziehen wir von ausgewählten Winzern aus der Pfalz. Zudem legen wir Wert darauf, durch regelmäßig wechselnde Weinempfehlungen unseren Gästen die perfekte Begleitung zu ihren Speisen anzubieten. Wir freuen uns schon darauf, unsere Ideen für Specials und Events im Klosterstüb‘l umzusetzen und auf viele schöne Abende und Momente mit unseren Gästen. (hani)

 

Weitere Infos zu Restaurants in der Metropolregion Rhein-Neckar gibt es hier.

 

Empfängt mit gut-bürgerlicher Küche samt gewissem Extra: das Klosterstüb’l in Eußerthal. (Foto: Markus Huwig)

Umgeben von einer Sandsteinmauer: die Terrasse des Landgasthofs. (Foto: Markus Huwig)

Gönnen sich nach 13 Jahren mit dem Klosterstüb’l die wohlverdiente Ruhe: Eva-Maria und Wolfgang Sambaß. (Foto: privat)

Wollen den Landgasthof auf ähnliche Weise fortführen: Pia und Roger Fruck. (Foto: privat)